Im Gegensatz zu digitalen Medien, wo ein Algorithmus, der durch unsere Sehgewohnheiten, likes und Personen mit den wir befreundet sind, bzw. denen wir folgen für uns scheinbar passende Inhalte ausspuckt, erhalten wir bei einer Zeitung quasi anonym und ungefiltert Nachrichten.
In der Zeitung gibt es keine Kommentarspalte in der wir durch User beeinflusst werden können.
Wir müssen uns selbst mit unseren Emotionen, Meinungen und Hintergründen auseinandersetzen.
Hinzu kommt, dass wie insgesamt einer Flut von Nachrichten auf allen Kanlälen ausgesetzt sind und scheinbar malträtiert werden mit schwierigen bis schlechten Nachrichten. Gute Nachrichten haben keinen so hohen Lesewert, aber sie sind da.
Dies ist in Teilen natürlich individuell, was wir als gute Nachrichten empfinden. So kann die Nachricht „AFD verliert alle Stichwahlen“ für mich eine positive Meldung sein, während sie für andere eine negative darstellt.
Diese guten Nachrichten werden von mir aussortiert und anschließend gelocht, um ein Konfetti entstehen zu lassen. Nach und nach wird dieses entstandene Material in eine Konfettikanone gefüllt und um 21 Uhr gezündet.
Statt all der schlechten Nachrichten die täglich auf uns niederprasseln, regnet es hier zum Abschluss ausschließlich (subjektiv) gute Nachrichten.
Eine sehr analoge Form des „Teilens
Im Jahr 2024 konzipierte sie das Projekt "Größe im Verborgenen", eine Serie von aus Eigenwerken gefertigten Collagen.
Diese Collagen reflektieren die Alltagsarchitektur verschiedener Jahrzehnte und konzentrieren sich insbesondere auf Bauwerke, die sich mit der Integration und dem Transport von Menschen auseinandersetzen, wie Brücken und Haltestellen.
Trotz des ästhetischen Anspruchs und der imposanten Größe dieser Bauwerke erscheinen sie oft alltäglich und unbeachtet. Ebenso präsentieren die von Syndicus verwendeten Papiermasken eine unveränderbare Mimik, es sei denn, das Material wird erneut bearbeitet. Diese visuelle Analogie spiegelt Begegnungen an solchen Orten wider, in denen Personen häufig in ihre Gedanken oder elektronischen Geräte vertieft sind und kaum äußere Regungen zeigen.
Menschliche Ambitionen zielen oft darauf ab, größere Ziele zu erreichen – sei es durch kontinuierliche persönliche Optimierung oder die materielle Manifestation durch Architektur. Trotz dieser Ambitionen stößt die Menschheit an physische Grenzen, da eine weitere Vergrößerung des menschlichen Körpers kaum möglich scheint. Diese Feststellung deutet darauf hin, dass Grenzen erreicht werden, sowohl im menschlichen Maßstab als auch in Bezug auf die verfügbaren Ressourcen. Die Collagen von Karina Syndicus bieten daher eine Reflexion über die Erweiterung und Vergrößerung der menschlichen Körperlichkeit.
Ungeachtet der Erschöpfung des Menschen oder der Belastung des Planeten scheint der menschliche Drang nach Expansion und Wachstum unermüdlich zu sein, eine Tendenz, die über die gegenwärtigen Grenzen hinausstrebt. Die Verwendung der Großmaske hebt deutlich hervor, wie wir uns trotz der ästhetisch ansprechenden Verkehrsknotenpunkte mit ausdruckslosen Gesichtszügen bewegen, die von Emotionen weitgehend befreit sind. Die Dominanz dieser Elemente im Bild stellt einen eindrucksvollen Kontrast zwischen der ästhetischen Erscheinung urbaner Verkehrsknotenpunkte und den darin reflektierten sozialen Realitäten dar. Die schwächliche Körperhaltung der nackten Frauenfigur hebt das Gefühl der Angsträume in solchen Umgebungen hervor.
Karina Syndicus ist Schauspielerin, Performerin und bildende Künstlerin und dieses breite und schillernde Spektrum ist in jedem ihrer Werke zu spüren. Ihre Werkreihe „Größe im Verborgenen" (2024) ist dafür ein prägnantes Beispiel. Darin werden auf vielschichtige wie pointierte Weise uns alle betreffende Themen behandelt, wie Architektur und Städtebau, damit zusammenhängende feministische Aspekte, Identitätsfragen und nichts weniger als die menschliche Existenz im urbanen Raum unserer Gegenwart.
Formal handelt es sich bei „Größe im Verborgenen" um Collagen aus selbst aufgenommenen Stadtansichten und Schwarzweiß-Aufnahmen der Künstlerin selbst: nackt, dank selbst gefertigter übergroßer Pappmaché-Masken nicht mehr als sie selbst, nicht mehr als Individuum erkennbar. Auf Stelzen stehend, überragt diese Gestalt weit mehr als lebensgroß eine nächtlich beleuchtete Straßenbrücke, steht groß wie ein Baum am hochwasserüberfluteten Rheinufer, lehnt sich in 5 Metern Höhe an einen Pfeiler in einer U-Bahnstation oder wird vom Verkehr auf der Kölner Zoobrücke umflossen.
Einerseits durch ihre Nacktheit und die prothesengleichen Stelzen als verletzlich markiert, andererseits dank ihrer schieren Größe und der gewaltigen, düster wirkenden Maske bedrohlich und einschüchternd, sendet das Wesen widersprüchliche Signale. Überdimensioniert, muskulös und breitbeinig steht sie inmitten des städtischen Verkehrs- und Wegesystems, scheinbar unanfechtbar, jedoch letztlich ohne Verbindung, ohne Möglichkeit der Teilnahme, ortlos.
Mit ihren Collagen findet die Künstlerin überzeugende Bilder für die Dissonanz zwischen menschlichem Leben und gebautem Stadtraum und für das Gefühl der Deplatziertheit des ungeschützten Körpers in für Menschen in Autos entwickelten Systemen. Kritik an einer Städteplanung, die die Bedürfnisse von Frauen, Kindern und allen Menschen ohne Autos und deren Sicherheit nicht mitdenkt, klingt an, wirkt jedoch dank der freien Inszenierung der Collagen nicht belehrend.
Im Ausstellungsraum präsentiert die Künstlerin die gerahmten Collagen neben Maske und Stelzen und betont so nicht nur den performativen, sondern auch den persönlichen Charakter ihrer Arbeit. Es ist nicht irgendeine anonyme Figur, die hier agiert, es ist die Künstlerin selbst, die sich, stellvertretend für uns, in Beziehung zur Welt setzt.
con/temporary Wuppertal ein Projekt der Galerie Kunstkomplex
zwölf 6-stündige Liveperformancewerke am 29. Juni an unterschiedlichen
Stationen in der Fußgängerzone Wuppertal-Elberfelds: Döppersberg,
Wupperpark, Poststraße, Turmhof, Von der Heydt Museum,
Von der Heydt-Platz, Herzogstraße etc.
Performerinnen: Amanda Coogan, Amélie Dechambre, Aylin Forneberg,
Elli Pfeffer, Eva Pageix, Jennie Boultbee, Johanna Christians,
Julianne Kasabalis, Karina Syndicus, Kristin Schuster,
Narumi Saso, Sophia Otto, Ying Yun Chen
mehr erfahrt ihr hier: https://www.kunstkomplex.net/contemporarywuppertal.html
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